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Meine Burg

Wenn ich mir mein Leben ansehe, dann seh‘ ich eine Burg.

Eine Burg mit hohen Mauern, keine Fenster, keine Scharten; nur Zinnen und ein Turm.

Und eine Tür.

Fest verschlossen.

Eine Burg, kreisrund, perfekte Steine, ohne Lücken, kein Entkommen, keine Möglichkeit einen Blick nach innen zu erhaschen.

 

Alles abgeriegelt, keine Flucht, kein Schritt nach außen,

und,

auch keiner nach innen.

 

Draußen, vor meiner Burg, da ist das Unbekannte.

Groß, unheimlich, unberührt, unbekannt.

 

Mein Leben ist eine Burg.

Alle Emotionen fest eingeschlossen, nichts darf nach draußen.

Innen ist das Bekannte, das Gewohnte, das Perfekte.

Aber auch die Zwänge, die Ängste, die Panik, das Versagen, die Trauer, die Wut.

 

Eine Treppe nach oben.

Eine Möglichkeit.

Eine Versuchung.

Die Sünde.

Schritte nach oben. Zögernd. Verängstigt. Was erwartet mich?

 

Fakt ist: ich werde nie wissen, was ich verpasse; ich werde nie wissen, ob ich bereue; ich werde nie wissen, ob es den Kampf gegen mich selbst wert gewesen ist.

 

Wenn ich nicht gehe.

Weitere Schritte, immer mehr Stufen, mehr Hindernisse, mehr Mut.

Den ich finde. Mut, den ich aus Ängsten winde. Mut, der aus Zuversicht entsteht. Stufe für Stufe.

Fast bin ich oben.

 

Und beginne zu zweifeln.

An meinen Mauern.

An meinen hohen, festen, perfekten, kreisrunden Mauern.

Die mich halten, mich stützen, mich bewahren; mich einschließen.

Mich verwahren vor dem Rest der Welt. Mich verlieren.

Unüberwindbar.

Von innen und außen.

 

Und doch, erinnere ich mich,

DU,

du hast meine Türe geöffnet.

DU,

du hast einen Schritt gewagt, ins Innere.

In die perfekten, kreisrunden Mauern meiner Burg.

Meines Lebens.


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