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Das größte Schlachtfeld der Welt

Ein großes Feld,

Weit nichts zu sehen.

Absolute Ruhe.

Ein kleiner Vogel zwitschert auf einem einzelnen Baum.

Froh des Lebens, glücklich sein kleines Leben mit einem Sinn zu füllen.

Leben um zu überleben, jede Sekunde kostbar und unwiederbringlich.

In der Ferne erhebt sich die Morgendämmerung aus dem weiß-silbernen Nebel.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen erreichen das Gefieder.

Ein kurzes Schütteln, die letzte Feder wird zurechtgelegt.

Dann hebt er ab.

Gleitet der Sonne, dem begonnen Tag entgegen.

Eine Explosion.

Erschüttert die Stille.

Zerstört den Frieden, verwüstet die friedliche Landschaft.

Der Vogel taucht ab, sucht Schutz in einem erdigen Grashügel.

Nicht weit von ihm, eine erneute Explosion.

Verängstig harrt er der Dinge, die da kommen.

 

Explosionen erschüttern die Luft.

Die Erde.

Feuer schürt Hass, Angst und Furcht

Kein Wasser in der Nähe um zu besänftigen, zu retten, zu löschen.

Geschosse fliegen durch die Luft,

verfehlen ihr Ziel und treffen doch.

Den Schützen.

Zwei Kontrahenten, zwei kämpfende Feinde, zwei Rivalen

Stehen sich gegenüber

Und sind doch dieselbe.

Jede Beleidigung, jeder Tritt, jeder Schuss, jedes Geschoss, jede Bombe, jede Explosion

Trifft.

Ziel und Ursprung.

Kein Unterschied und doch so verschiedene Welten.

Dunkel gegen Hell.

Hell gegen Dunkel.

GRAU.

 

Ein Kampf gegen mich selbst.

Gegen meine Vergangenheit, für meine Zukunft.

Überzeugt zu gewinnen und kurz davor aufzugeben.

Blutrünstiger Wille zu überleben und zu Tode erschöpft.

Die Waffen gezogen und die weiße Fahne gehisst.

Ein Hinterhalt und die perfekte Übersicht.

Überzeugung gegen Überzeugung.

Keiner gibt nach.

Das größte Schlachtfeld der Welt.

Bin ich.

Es wird für mich niemals einen schlimmeren Krieg geben, als den gegen mich selbst!

Kein Entkommen, keine Friedensverhandlungen, nur der Kampf um den Sieg.

Wer wird gewinnen?

 

Das dunkelste Ich?

Die Angst, die Kontrolle, die Perfektion, der Zwang?

Gekräftigt durch Jahre des grausamen Herrschens.

Keine Rücksicht auf Verluste.

Trauer, Wut und Enttäuschung treiben es an.

Wer wird gewinnen?

 

Das hellste Ich?

Die Liebe, die Ausgeglichenheit, die Freiheit?

Unerfahren, gerade erst herangewachsen.

Fähig zu tiefen Gefühlen und Mitgefühl.

Freundschaft, Vergebung und Frieden sind seine Stärken.

Wer wird gewinnen?

 

Dunkel und Hell.

Hell und Dunkel.

Stehen sich gegenüber.

Auge in Auge.

Gegeneinander.

Gegen mich.

Für mich.

Beide heben ihre Waffen.

Nehmen ihr Opfer ins Visier.

Zielen.

Drücken Ab.

Ein lauter Knall erschüttert die Ruhe.

Zerstört die friedliche Landschaft.

Trifft.

 

Der kleine Vogel hebt vorsichtig seinen Kopf aus dem Gras.

Schaut sich um.

Das Feld ist aufgewühlt, überall Einschläge von Geschossen und Bomben.

Der Horizont ist von der untergehenden Sonne rot gefärbt, bricht nicht durch den dichten Nebel aus Rauch.

Ein einzelner Baum steht einsam auf dem in Unruhe geratenen Feld.

Der kleine Vogel kontrolliert ein letztes Mal sein Umfeld.

Nimmt allen Mut zusammen.

Und hebt ab.

Fliegt.

Froh des Lebens, glücklich sein kleines Leben mit einem Sinn zu füllen.

Leben um zu überleben, jede Sekunde kostbar und unwiederbringlich.

Einem neuen Morgen entgegen.

 

 

 

Inspiriert von einem Textauschnitt.

„You are a battlefield. Never will there be a greater war than the one you hold with yourself”

-Courtney Peppernell, Pillow Thoughts, Simon + Schuster Inc., 2016

 

 


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