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Die Farbe von 'nass'


Eine eiskalte Böe fährt mir ins Gesicht,

schiebt sanft meine Haare nach hinten, färbt meine Lippen blau und meine Augen nass.


Die Farbe von 'nass' ist für jeden unterschiedlich. 

Ich glaube deine ist ein von Braun verfärbtes Grün.

Große braune Matschpfützen in einem nassen Feld.


Meine Farbe von 'nass' ist ein von Grau verwaschenes Blau.

Aufgewühlte Gischt in einem dunklen, aufgewühlten Meer. 

Ein Ozean an Emotionen, verwirbelt durch die starke Strömung,

Unaufhaltsam.


Hastig wischen meine ausgekühlten Finger über meine Wangen, den kleinen Rinnsalen folgend.

Der Wind zieht unbarmherzig an meiner Jacke, drückt mich gegen ein Nichts.

Alleine stehe ich mitten auf dem Weg, mitten im Feld, mitten im Nirgendwo.

Ich lasse ratlos meine Hände sinken, unbeholfen hängen sie zu beiden Seiten nach unten.


Mein verschwommener Blick wandert suchend durch den Nebel, durch das Nichts, fällt auf eine Pfütze.

Eine einsame Matschpfütze mitten in diesem nassen Feld. 

Ich komme näher, meine Hände tasten nach Halt, 

kalte Finger greifen in die stumme Leere.


Die Strömung zieht mich weiter in die aufgeraute düstere Tiefe.


Kopflos schnappe ich nach Luft, fülle meine Lungen und halte inne.

Mein Herz rast, meine frostigen Finger ballen sich verzweifelt zu Fäusten,

unruhig stehe ich fest verwurzelt mitten im nassen Feld,

mein Blick fixiert die immer größer werdende Matschpfütze.


Ich atme aus.

Versinke in deinen Augen, verliere den Halt.

Frische, kühle Luft reißt mich aus meiner Starre.


Blinzelnd öffne ich meine nassen Augen, salzige Überbleibsel des unbezwingbaren Ozeans

rennen über meine Wangen, stolpern über meine blauen Lippen, und stürzen in die Tiefe.

Du bist nicht mehr da.


Stille schlägt mir in diesem tosenden Sturm entgegen.

Auf meine Fragen bekomme ich keine Antworten mehr.


Ich atme tief ein, werfe einen Blick hinter mich, und drehe mich um.

Langsam verlässt die Luft meinen Körper, entweicht aus meinen Lungen

und lässt mich völlig leer zurück.

Alleine im Nichts.


Zögernd trete ich einen kleinen Schritt nach vorne.

Halte inne, bleibe stehen.

Mein Blick fällt zurück.

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